Wie gekonnte Selbstvermarktung durch jedes Vorstellungsgespräch hilft

Juni 2011

Die verbreitetsten Fehler in Vorstellungsgesprächen hat eFinancialCareers
kürzlich zusammengetragen. Doch jetzt drehen wir den Spieß um: Wie sieht ein
gekonntes Selbstmarketing aus, mit dem Sie jedes Vorstellungsgespräch
durchstehen? Dazu haben wir bei Executive Search-Experten in Frankfurt und
Luxemburg nachgefragt.

Entwickeln Sie Ihren eigenen USP

In jedem Marketinghandbuch wird zur Schaffung eigener Unique Selling Points
(USPs) geraten. Dabei sollte ein Produkt ein oder zwei Kennzeichen aufweisen,
das es von allen vergleichbaren Produkten abhebt und ein wesentlicher Vorzug
ihnen gegenüber darstellt. Diese USPs sollten strategisch gefördert und in
Marketing-Kampagnen herausgestrichen werden.

Doch nach den Erfahrungen Courtney Charltons von Greenfield Recruitment in
Luxemburg missachten Bewerber oftmals diese simple Weisheit. „Wieso sollte
ich Sie einstellen und niemanden anderen“, auf diese Frage wüssten viele
Kandidaten keine Antwort. „Dies zeigt einen Mangel an Selbsterkenntnis“, betont
Charlton.

„Sie müssen sich selbst als Produkt sehen“, rät der Recruitment-Experte. In
jedem überfüllten Markt müsse sich ein Produkt von den anderen z.B. in Preis
oder Qualität unterscheiden. Die Leute müssten ihre eigenen Verkaufsargumente
entwickeln. „Machen Sie etwas Einzigartiges, etwas wodurch Sie sich
auszeichnen. Das muss gar nicht übermäßig intelligent sein“, ergänzt Charlton.

Entscheidende Fragen: Was, wann und in welchem Umfang

Patrick Riske von Fricke Finance & Legal in Frankfurt warnt indes, mit den
eigenen Vorzügen zu prahlen. „Man sollte keinen Monolog über sich selbst
halten“, sagt der Executive Search-Experte. Dies könne überheblich wirken und
damit kontraproduktiv sein. Vielmehr komme es auch darauf an, gut zuhören zu
können.

Denn die eigenen Vorzüge müssten an der richtigen Stelle platziert werden.
Dabei müsste auf drei Kriterien geachtet werden: WAS, WANN und in
WELCHEM UMFANG vorgebracht werden solle. Dies sei in jeder individuellen
Gesprächssituation verschieden.

„Viele unterschätzen das Bauchgefühl. Vorgefertigte Schemata helfen nur
bedingt weiter“, ergänzt Riske. Daher sollten Kandidaten auch keine Zeit darauf
verschwenden, einen kompletten Schlachtplan für ein Vorstellungsgespräch zu
konzipieren.

Es kann auch zu viel sein

Zur Selbstvermarktung gehört auch, seinen eigenen Marktwert korrekt
einzuschätzen. „Das Schlimmste, was Kandidaten machen können, ist gierig zu
erscheinen“, ergänzt Charlton. „Ein Unternehmen wird nur so viel zahlen, wie Sie
ihm wert sind.“ Wieso sollte jemand 60.000 Euro auf den Tische blättern, wenn
Sie ihm lediglich 55.000 Euro wert sind?

Ein weiterer typischer Fauxpas besteht im Namedropping. Mancher Kandidat
tendiert dazu, sich hochzuloben, indem er die Namen etlicher Branchengrößen
fallen lässt. „Das sollte dosiert genutzt werden. Es gibt auch Arbeitgeber, die das
ganz und gar nicht mögen“, betont Riske.

Wer Selbstvermarktung nötig hat und wer nicht

Laut Riske hätten die einzelnen Bewerber einen recht unterschiedlichen Bedarf
an Selbstmarketing. „Frauen neigen dazu, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen“,
beobachtet Riske. Dagegen mache es für einen Executive Search Experten
wenig Sinn, Sales-Leuten zu einer intensiveren Selbstvermarktung zu raten.
„Wenn Sie einen Sales vor sich haben, dann ist das sicher zu viel. Wenn Sie
hingegen einen klassischen Quant haben, dann kann man schon mit ihm
durchgehen, wie er sich selbst positionieren kann“, sagt Riske.

„Wer gewohnt ist, vor einem Publikum zu sprechen, ist sicherlich im Vorteil“,
ergänzt der Experte. Generell trotzten viele Beschäftigen in den
Finanzdienstleistungen von Selbstbewusstsein. „Da wird Selbstvermarktung
sicherlich nicht stiefmütterlich behandelt.“