Was vom großen Personalkahlschlag bei Banken in Deutschland ankommt

August 2011

eFinancialCareers.de

Hiob scheint der neue Patron der Banken zu sein. Denn in den vergangenen
Tagen hagelte es geradezu schlechte Nachrichten von internationalen Instituten.
Doch welche Auswirkungen hat der globale Personalabbau auf Deutschland?

Wer am meisten Stellen streicht…

1. HSBC: Bei dem britischen Bankenriesen sollen bis 2013 sage und schreibe
30.000 Stellen wegfallen, wovon vor allem Großbritannien, die USA, Frankreich
und der Mittlere Osten betroffen sein werden. HSBC-Chef Stuart Gulliver
bekannte sich indes zum Engagement in Deutschland. „Anpassungen“ schloss
Gulliver jedoch nicht aus.

2. Lloyds: Die britische Bank Lloyds will die Axt an 15.000 Jobs legen.

3. UBS: Die UBS kündigte Einsparungen von 1,5 bis 2 Mrd. Franken für die
kommenden zwei bis drei Jahre an. Den Umfang des Stellenabbaus wollte UBSChef
Oswald Grübel indes nicht beziffern. Laut Medienberichten könnten bis zu
5000 Jobs wegfallen.

4. Barclays: Der britische Bankenriese wird noch im laufenden Jahr 3000 Stellen
streichen, wovon 1400 bereits im ersten Halbjahr gekappt wurden.

5. Credit Suisse: Die Schweizer Großbank will rund 2000 Stellen streichen,
wobei 500 in der Schweiz wegfallen werden.

6. Goldman Sachs: Die geplanten Kosteneinsparungen könnten sich bei der
US-Investmentbank auf 1000 Stellen belaufen.

7. Hypo Vereinsbank: Die Münchner Tochter der italienischen Großbank
Unicredit bestätigte kürzlich Berichte, wonach bis spätestens 2015 700 weitere
Stellen in Deutschland dem Rotstift zum Opfer fallen werden.

… und was Headhunter auf dem deutschen Markt beobachten

Die Abbaumaßnahmen bei internationalen Großbanken werden nach
Einschätzung Andreas Krischkes von Indigo Headhunters sukzessive in
Deutschland ankommen. „Viele globale Häuser werden auch in Frankfurt
langsam vorsichtiger, Leute an Bord zu holen“, beobachtet Krischke.

Die Zurückhaltung bei ausländischen Großbanken sei von London aus getrieben,
wo viele internationale Institute ihre Europazentralen unterhalten. „In
Deutschland kommt dies meist ein wenig zeitverzögert an“, bemerkt Krischke.

Dagegen ist Jan Veder von Huxley Associates optimistischer: „Eigentlich kann
man sich gar nicht beschweren. Den ganz großen Freeze sehe ich nicht.“ Denn
aufgrund der gut laufenden Konjunktur gebe es in Deutschland eine gewisse
Sonderentwicklung, weshalb der Arbeitsmarkt besser laufe als namentlich in
Großbritannien.

Mithin werde in Deutschland nach Beobachtungen Veders auch weiterhin nach
einem weiten Spektrum an Profilen gesucht. Stefanie Storck von Euro London
Appointments macht eine verstärkte Nachfrage nach Accounting, Controllern und
Buchaltern aus. Weiterhin hätten auch Client Relationship Manager,
Kreditexperten und Sales-Leute gute Chancen.

„Ich suche auch weiter in großer Zahl nach Vertrieblern auf allen Ebenen,“
ergänzt Patrick Riske von Fricke Finance & Legal. Da Vertriebsmitarbeiter
Erträge generierten, handle es sich allerdings um einen Dauerbrenner. Doch
auch nach anderen Profilen werde selektiv gesucht.

„Es gibt keinen klaren Trend, der Markt ist durchwachsen“, resümiert Riske.
Aufgrund der Urlaubszeit verlangsamten sich üblicherweise die Prozesse. „Die
Welle hat ein wenig nachgelassen. Ich würde sagen, dass ist nicht nur saisonal
bedingt,“ meint Riske. Doch erst im September werde sich zeigen, ob es
tatsächlich ein Abschwächung der Nachfrage gebe: „Ich bin gespannt, was in
vier Wochen passiert.“