Was ist besser: CIIA oder ein CFA?

April 2017

eFinancialCareers.de

Doppeltes Lottchen oder völlig unterschiedliche Geschwister? Diese Frage stellt sich bei der Zusatzqualifikation für Asset Manager, Analysten, Investmentbanker und andere Finanzspezialisten. Denn zum einen gibt es den Certified International Investment Analyst (CIIA), der von der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Manager (DVFA) angeboten wird. Zum anderen existiert der Chartered Financial Analyst (CFA), den die CFA-Society mit Sitz in den USA offeriert. Beide Qualifikationen werden seit vielen Jahren angeboten. Doch welche ist besser?

1. Inhalte von CFA und CIIA

Der CIIA hat den Anspruch einen ähnlichen Stoff wie der CFA zu vermitteln. „Der
Unterschied ist ähnlich wie bei Boeing und Airbus. Beim CFA wird nicht mehr Stoff geprüft als bei uns“, versichert DVFA-Geschäftsführer Ralf Frank. „Allerdings unterscheiden sich die Formate.“ Während es sich beim CFA um ein Selbststudium handelt, werde der CIIA in Kursen vermittelt. Außerdem sind erhebliche Teile des Curriculums auf Deutsch. Anders als der CFA gehe der CIIA auf für Deutschland spezifische Inhalte wie z.B. Regulierungsfragen ein.

Auch Harald Edele zufolge sind die Themengebiete beider Programme durchaus vergleichbar. Und Edele muss es wissen, ist er doch seit neuem bei der CFA Society Germany für die Themen Kapitalmarkt und Regulierung zuständig. Früher leitete der CFA-Charterholder die Fortbildung bei der Deutschen Bank in Stuttgart. „Der CIIA ist inhaltlich wirklich in Ordnung. Die Inhalte werden auch immer aktuell gehalten“, sagt Edele. Allerdings sei das CFA-Programm weitaus umfangreicher als der CIIA.

2. Anerkennung

Laut Frank ist der CIIA in vielen Ländern Europas und Asiens etabliert. Allerdings räumt auch der DVFA-Geschäftsführer ein, dass der CFA in den angelsächsischen Ländern deutlich bekannter als der CIIA sei.

Der CFA mit seinen hunderttausenden an Mitgliedern und alljährlichen Prüfungsteilnehmern weltweit braucht sich tatsächlich um seine Anerkennung nicht zu sorgen. Doch der Erfolg bedeutet, dass er längst nicht immer einen Karriereturbo darstellt. „Wir beobachten, dass sich der CFA in Aktienanalyse und Portfoliomanagement immer mehr zur Einstiegsbarriere entwickelt“, sagt Edele. Wer die Qualifikation nicht mitbringe oder als jüngerer Mitarbeiter gerade absolviere, der habe in diesen Kernsektoren heute fast keine Chance mehr. Dagegen registriert die CFA Society Germany immer mehr Teilnehmer aus anderen Sektoren wie der Consulting-Branche oder den Behörden wie der Europäischen Zentralbank und der Bundesbank. „In solchen Bereichen stechen Sie mit einem CFA noch aus der Masse heraus“, betont Edele.

3. Dauer

Laut Frank ist der CIIA deutlich „kompakter“ als der CFA. Die Kursvariante starte im August und ende mit der Prüfung im März – in acht Monaten lässt sich der CIIA also absolvierten. Ganz anders beim CFA.

Schon aufgrund der Termine der drei CFA-Prüfungen kann die Qualifikation schnellstens in anderthalb Jahren bewältigt werden. Tatsächlich gibt es Kandidaten, denen dieser Parforceritt gelingt. Da ein Großteil der Teilnehmer ein- oder mehrmals bei Prüfungen durchfällt, ist jedoch eine Gesamtdauer von drei bis vier Jahren realistisch. Edele empfiehlt sich jeweils acht Monate auf jede einzelne Prüfung vorzubereiten. Generell sollte die Vorbereitung für jeden Level 300 Stunden nicht unterschreiten, womit sich ein Lernumfang von rund 1000 Stunden ergibt. Unterdessen rät Edele auf das Lernmaterial von kommerziellen Anbietern zurückzugreifen. Dort werde der Original-Lernstoff, der sich über zahlreiche Bücher und Skripte erstreckt, auf jeweils etwa 800 Seiten pro Level kondensiert.

4. Lernstil

Der CIIA wird in drei Varianten angeboten: In der Online-Version erhalten Teilnehmer neben den Lehrbüchern Zugang zu Videomaterial von 25mal acht Stunden, bei dem es sich um eine Mischung aus Vorlesungen und Folien handelt. In der sogenannten „Blended“-Variante wird dies um einen fünftägigen „Crashkurs“ ergänzt. In der „Classic“-Version wird der Stoff an 25 Tagen in Kursen vermittelt, die vornehmlich an den Wochenenden stattfinden. Hinzu kommen bei sämtlichen Varianten noch drei Prüfungstage. „Mittlerweile werden die beiden Online-Varianten mehr gekauft als die klassische“, sagt Frank. Ab Ende Mai werde überdies eine Lern-App für den CIIA zur Verfügung stehen.

Dagegen ist der CFA für wahre Lernrambos die richtige Wahl. „Der CFA richtet sich an ehrgeizige Einzelkämpfer“, gibt auch Edele zu. Allerdings verweist er auf unterstützende Programme von kommerziellen Anbietern. „Wir bieten darüber hinaus auch kostenlos Mock-Exams an, die für Kandidaten-Mitglieder der CFA Society Germany kostenlos sind. Wir empfehlen Kandidaten dieses Angebot wahrzunehmen.“ Laut Edel nehmen regelmäßig 100 und mehr Kandidaten an den Übungsprüfungen teil.

5. Erfolgsquoten von CFA und CIIA

Die Erfolgsquote fällt beim CIIA mit insgesamt rund zwei Dritteln deutlich besser als beim CFA aus. Die drei Prüfungen stehen im Oktober, Dezember und März an und bestehen aus Textaufgaben und Multiple-Choice-Fragen.

Bei der Erfolgsquote schneidet der CFA notorisch schlecht ab. Bei den Prüfungen zum Level I haben 2016 gerade einmal 43 Prozent der Teilnehmer bestanden. Bei den Examen zu den Leveln II und III fiel die Erfolgsquote mit 46 bzw. 54 Prozent nur wenig besser aus. Diese Werte stellen keinen einmaligen Ausrutscher dar, sondern liegen im langjährigen Mittel.

Für Edele liegt der Hauptgrund für die niedrigen Erfolgsquoten in der mangelnden Vorbereitung vieler Kandidaten. „Es gibt Leute mit einer Promotion, die durchfallen, weil sie sich einfach nicht genügend vorbereitet haben.“ Allerdings blieben die „Pass Rates” in Deutschland im Vergleich zu den „Global Pass Rates” weiterhin überdurchschnittlich.

6. Kosten

Bei den Kosten schlägt der CIIA höher zu Buche als der CFA. Die drei Varianten Kosten 8000, 10.000 oder 12.900 Euro – plus Mehrwertsteuer. Allerdings lassen sich die Kosten steuerlich geltend machen und auch die Arbeitgeber beteiligen sich oft an dem Aufwand.

Dagegen belaufen sich die Einschreibegebühren für die Prüfungen zu allen drei CFA-Leveln derzeit auf 3240 US-Dollar. Hinzu kommen noch Ausgaben für das Studienmaterial. Edele schätzt die Gesamtkosten inklusive Studienmaterials von kommerziellen Anbietern auf rund 4000 bis 5000 Euro, sofern die Kandidaten innerhalb von vier Jahren die drei Level bewältigen. Die meisten Teilnehmer könnten die Kosten bei der Steuer geltend machen.

7. Was Arbeitgeber vorziehen

Noch vor einigen Jahren habe sich die Zahl der Kandidaten mit CIIA bzw. CFA in Deutschland die Waage gehalten. „Allerdings wird der CFA heute stärker nachgefragt als der CIIA“, beobachtet Headhunter Patrick Riske von Fricke Finance & Legal in Frankfurt. „Der CFA gibt aber auch viel Geld fürs Marketing aus. Sie sehen das sogar an Litfaßsäulen.“ CFA und CIIA seien „nice to have“ – in den wenigsten Fällen werde ein CFA aber als Voraussetzung verlangt. „Sie bekommen keinen Job wegen des CFA. Allerdings legen Arbeitgeber immer mehr Wert auf eine solide Ausbildung. Neben einem guten Studienabschluss spielen daher diese Qualifikationen eine immer größere Rolle.“

„Wir sehen öfters, dass Arbeitgeber sich Kandidaten mit CFA wünschen. Diese
werden auch häufig zu Vorstellungsgesprächen eingeladen“, berichtet unterdessen Headhunter Thore Behrens von Banking Consult in Bad Nauheim. „Dagegen ist mir der CIIA noch nicht untergekommen.“ Die Nachfrage hänge allerdings sehr von den jeweiligen Bereichen ab. „In M&A ist ein CFA noch kein Herausstellungsmerkmal.”

Laut Edele ist der CIIA vor allem für Leute interessant, die ihre Zukunft in Deutschland sehen. „Ich habe als Fortbildungsleiter immer gesagt: Wenn Ihr in Deutschland bleiben wollt, dann kann auch ein CIIA ausreichen. Wenn Ihr aber im Ausland oder bei einer internationalen Adresse arbeiten wollt, dann macht einen CFA.“