Mut zur Lücke: Wie Sie mit Auszeiten im Lebenslauf umgehen

April 2011

Die Finanzkrise hat reichlich Opfer gefordert. In bislang tadellosen Lebensläufen
klafft eine unschöne Lücke. Doch was sollten Banker unternehmen, die während
der Krise unfreiwillig eine Auszeit nehmen mussten und jetzt wieder mehr oder
weniger verzweifelt versuchen, einen Fuß hinter den Bankschalter zu
bekommen?

Zunächst wiegt jede Lücke nicht gleich schwer. „Das hängt davon ab, wann die
Lücken stattfanden. Wenn sie zwischen Ende 2008 und Anfang 2010 lag, dann
wiegt das nicht so schwer“, sagt Gunnar Belden vom Executive Search-
Unternehmen DIS Consulting. „In diesen Krisenzeiten konnte das selbst
Topbankern mal passieren“, ergänzt Belden. Daher würden heute Arbeitgeber
großzügiger mit Lücken im Lebenslauf umgehen als noch vor einigen Jahren.

Wahrheit ist Trumpf

„Grundsätzlich rate ich zu Offenheit und Ehrlichkeit“, sagt Belden. Obgleich
Lügen in jedem Fall tabu sind, könnten doch die positiven Aspekte
hervorgehoben werden. „Ein Lebenslauf ist immer auch ein Selbstmarketing-
Tool. Das sollte man nicht vergessen“, ergänzt der Experte. Dennoch sind dem
„Aufhübschen“ enge Grenzen gesetzt.

Auch Patrick Riske vom Executive Search-Unternehmen Fricke Finance &
Legal hält nichts von Schummelei. Kandidaten sollten in ihrem Lebenslauf keine
zwölfmonatige Weltreise erwähnen, wenn sie nur ein paar Wochen weg waren.
„Dann ist es besser, klar zu sagen, dass man ein Opfer der Finanzkrise gewesen
ist“, betont Riske.

Kurze Lücken sollten übergangen werden

Kurze Lücken im Lebenslauf sind kein Beinbruch und sollten nicht explizit
erwähnt werden. Vielmehr genügt es zu schreiben:

Juni 2003 bis Januar 2008 Trader bei X-Bank
April 2008 bis jetzt Equity Sales bei Y-Bank

Laut Mirja Linke von Unternehmensberatung Deininger sichten Recruiter oftmals
Lebensläufe sehr schnell. Dabei fallen ihnen kurze berufliche Auszeiten nicht
sofort ins Auge. Ein Recruiter wolle sich auf die für ihn wichtigen Punkte
konzentrieren, ohne vorschnell ein Urteil zu fällen.

Nachfragen würden ohnehin im Vorstellungsgespräch geklärt. Kurze Lücken
würden somit dem Bewerber nicht von vornherein zur Last gelegt. „Am Ende des
Tages zählen Persönlichkeit und Qualifikationen“, sagt Linke.

Bei längeren Lücken kommt es auf die Begründung an

„Wenn es sich um längere Auszeiten handelt, dann müssen Sie das
dokumentierten“, betont Linke. Bewerber würden oftmals das neudeutsche Wort
„Sabbatical“ schreiben. Dagegen warnt Linke vor Sätzen wie „Pflege von privaten
Hobbys“. Obgleich sich hinter beiden Formulierungen womöglich der gleiche
Sachverhalt verberge, würden viele Recruiter doch eher über die zweite
Formulierung stolpern.

Gerne werde bei längeren Auszeiten auch von „selbständiger Beratungstätigkeit“
gesprochen. „Wenn Sie dann aber nicht zwei, drei konkrete Projekte nennen
können, dann kommt das schlecht an“, ergänzt Linke.
Mehrfachlücken lassen sich kaum verkaufen

„Mehrfachlücken sind ein Problem, das sich in den seltensten Fällen gut
darstellen lässt“, sagt Linke. Das gelte vor allem, wenn die Lücken in kurzer
Reihenfolge aufeinander folgten.

Die meisten Recruiter seien erfahren und brächten psychologisches
Fingerspitzengefühl mit. „Sie stellen schnell fest, ob jemand ein Querulant ist“,
sagt Linke.

Wenn gar nichts mehr hilft

Je länger die Lücke wird, desto schwieriger lässt sie sich gegenüber potenziellen
Arbeitgebern vermitteln. „Alles was über zwölf Monate hinausgeht, dann hat man
schon Glück, wenn man den Wiedereinstieg schafft“, bemerkt Riske.

In Deutschland würde immer noch sehr auf einen lückenlosen Lebenslauf
geachtet – im Unterschied zum Ausland. „In London werden Sie sicherlich eine
größere Akzeptanz für Lücken oder für alternative Tätigkeiten vorfinden als in
Deutschland“, ergänzt Riske.

Für solche Fälle hat der Personalexperte keine Lösung: „Es sieht nie gut aus,
egal was ich da schreibe. Out of the job ist immer ein Makel.“