Ausblick: Wo in 2012 in Deutschland die besten Jobchancen für Finanzprofis versteckt sind

Januar 2012

eFinancialCareers.de

„Ich glaube, dass 2012 in der Finanzbranche noch deutlich härter als 2011 wird“, sagt Patrick Riske von Fricke Finance & Legal. In Jobmarkt tun sich nur vereinzelt Chancen auf. Auch große positive Trends sind kaum auszumachen. Es gibt nur selten zwei ähnliche Stellen, die wir für verschiedene Arbeitgeber zu besetzen haben“, ergänzt der Headhunter.

Etwas optimistischer sieht Magdalena Bohn von MB Consulting in die Zukunft. „2012 wird sicherlich kein einfaches Jahr. Aber der Kapitalmarkt war noch nie eine Einbahnstraße“, resümiert die Headhunterin und ehemalige Investmentbankerin. Bohn rechnet mit selektiven Einstellungen im neuen Jahr. Allerdings bemerkt die Headhunterin aufgrund der unsicheren Lage eine gewisse Zurückhaltung auf der Kandidatenseite: „Wenn jemand sich in einer guten Position befindet, dann ist die Wechselbereitschaft geringer.“

Corporate und Leveraged Finance

„Im ersten Halbjahr hat Leveraged Finance eine gute Zeit“, prognostiziert Dirk Albütz von Heads. Daher rechnet der Executive Search-Experte auch mit weiteren Einstellungen in diesem Bereich sowie im Private Equity. „Generell wird die Buyside die Situation nutzen, um gute Banker anzuheuern. Umgekehrt sind viele Banker sehr daran interessiert, auf die Buyside zu wechseln“, ergänzt Albütz, obwohl die Fonds aktuell nicht viele Investments tätigen.

Die Debt Fonds kommen über den Atlantik

Bei Debt Fonds handelt es sich um alternative Anlagevehikel, die Junkbonds zu günstigen Kursen aufkaufen und diese anschließend teurer abstoßen wollen. Albütz rechnet damit, dass diese US-Fonds im kommenden Jahr nach London und auch nach Frankfurt kommen werden. Dies dürfte auch so manche Chancen für die zuletzt arg gebeutelten Fixed Income-Experten mit sich bringen.

Im Investmentbanking gibt es Chancen in der zweiten und dritten Reihe

Laut Tim Zühlke von Indigo Headhunters gibt es im Investmentbanking vorerst keine rosigen Aussichten: „Wir rechnen damit, dass es in Q1 und Q2 zu weiteren Stellenstreichungen kommen wird.“ Doch der Abbau bei großen internationalen Häusern nutzen oftmals auch weniger renommierte Adressen, um entsprechende Professionals zu gewinnen.

Der Executive Search-Experte denkt, dass der Ausblick bei Fixed Income bestenfalls neutral sei. Insbesondere der Arbeitsmarkt bei strukturierten Produkten dürfte sich auch weiterhin als schwierig erweisen. Das Equity-Geschäft stellt geringere Eigenkapitalanforderungen. Daher ist zu erwarten, dass einige Häuser hier eher einstellen werden.

„Das M&A-Geschäft sehen wir neutral bis positiv“, ergänzt Andreas Krischke von Indigo. Weil hier bereits in den vergangenen Jahren stark abgebaut worden ist, könne es eigentlich nur aufwärts gehen.

Oliver Neumann von Deininger Unternehmensberatung prognostiziert ein schwieriges Jahr: „Wir erwarten für das Investmentbanking und Advisory-Geschäft wie M&A, ECM und DCM ein eher abwartendes Verhalten der Banken für die ersten Monate des Jahres 2012. Viele Häuser haben bereits Personal abgebaut, so dass eine kritische Größe erreicht ist und es möglicherweise bei anziehendem Markt wieder zum Aufbau kommt. Es könnte aber ebenso weiter stagnieren oder bei sich weiter verschlechternder Finanzlage zu weiterem Abbau kommen.”

In der Versicherungsbranche gibt es Chancen für den Nachwuchs „Die Gesamtmitarbeiterzahl der Versicherungsbranche wird sicherlich auch 2012 rückläufig sein“, sagt Mike Boetticher von match personalberatung. Schon seit langem herrscht in der Branche ein beträchtlicher Kosten- und Konsolidierungsdruck. Lediglich im Risikomanagement und in der IT werden neue Stellen geschaffen, wodurch besonders Aktuare traditionell heiß begehrt sind.

„Allerdings werden Stellen über alle Bereiche hinweg wieder neubesetzt“, ergänzt Boetticher. „Da in der Versicherungsbranche ein Generationenwechsel ansteht, haben zumindest junge Leute durchaus Chancen“, betont der auf Versicherungen spezialisierte Headhunter. Überdies werde auch der Online-Vertrieb in der Branche ausgebaut, wofür ebenfalls Leute mit einer Affinität zum Internet und Social Media gesucht würden.

Asset Manger nehmen wieder mehr in die eigene Hand

„Die institutionellen Anleger – wie Versicherungen – nehmen wieder mehr selbst in die Hand. Denn das Misstrauen in die Banken ist groß“, beobachtet Riske. Durch das Insourcing werden dort in kleinem Umfang neue Stellen geschaffen. „Die Kandidaten müssen sich dort aber mit erheblichen Gehaltseinbußen abfinden; sie müssen verstehen, dass das eine ganz andere Welt ist“, ergänzt der Personalberater.

Auch dem relativ stabilen Aktienmarkt kann Riske einen positiven Aspekt abgewinnen: „Trotz der Gesamtmarktsituation befinden wir uns noch auf einem relativ hohen Niveau.“ Sobald sich die Stimmung verbessern sollte, könnten die Erträge der Aktienfonds rasch steigen. Denn die Margen hängen maßgeblich von der Höhe des Marktniveaus ab.

Consultants mit Bankingkenntnissen sind auch in 2012 heiß begehrt

Die wachsende Regulierung und der Konsolidierungsbedarf bei Banken und Finanzdienstleistern führt zu einem ungebrochenen Beratungsbedarf. Damit sind Consultants auch weiterhin begehrt. „Management- und Technologieberatungen – inklusive der Big 4 – haben großen Bedarf an Beratern mit entsprechender Erfahrung im Bankenumfeld“, sagt Aleksander Montalbetti von Montalbetti Associates. „Das wird auch in 2012 so bleiben. Dort gibt es keine Anzeichen der Krise“, ergänzt der aufs Consulting spezialisierte Executive Search-Experte. Dagegen sei es auf der Bankenseite sehr ruhig.

Der Klassiker: Compliance und Risk-Jobs gibt es reichlich

„Das Risikomanagement bekommt eine immer größer werdende Bedeutung, so dass sich in diesem Bereich ein nachhaltiger Bedarf nach Fach- und Führungspersonal etablieren wird. Viele Institute sind bei weitem noch nicht ausreichend aufgestellt, die Auflagen werden jedoch immer höher. Hier erwarten wir in Zukunft nachhaltige Bewegungen”, sagt Mirja Linke von Deininger.

Auch laut Stefanie Storck von Euro London Appointments wird die Einstellungswelle in den Bereichen Risk und Compliance auch im neuen Jahr munter weitergehen. Besonders gefragt seien IT-Experten, die auch richtig programmieren können, und sich auch in Risk-Fragen auskennen. Optimalerweise würden diese Leute auch noch gute Kommunikations-Kompetenzen mitbringen. Dabei handelt es sich allerdings um ein Skillset, das nicht gerade überreich vorhanden ist. „Das ist wie Goldstaub“, sagt Storck.